07.07.2025 . Aktuell – Kinder und Jugend . VTF
Bewegung in der Kindheit: MoMo-Studie zeigt dringenden Handlungsbedarf
Seit 20 Jahren liefert die Motorik-Modul-Studie (MoMo) umfassende Einblicke in das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Die aktuelle Auswertung der Daten von 2022 bis 2025 zeigt: Zwar gibt es auch positive Entwicklungen – doch der allgemeine Trend ist alarmierend.
Wenig Bewegung im Alltag mit weitreichenden Folgen
Während rund zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen Mitglied in einem Sportverein sind und sich die Teilnahme an Sport-AGs seit 2003 verdoppelt hat, geht die unorganisierte Alltagsbewegung weiterhin stark zurück. Nur 24 Prozent der Kinder und Jugendlichen erreichen die von der WHO empfohlenen 60 Minuten körperliche Aktivität pro Tag.
Der Rückgang betrifft vor allem:
- Alltagsbewegung wie zu Fuß gehen oder Spielen im Freien
- Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien
- Mädchen mit niedrigem sozioökonomischen Status
Die MoMo-Studie zeigt: Bewegung im Alltag darf nicht dem Zufall überlassen werden. Es braucht gezielte Maßnahmen im organisierten Sport, in Schulen, in der Stadtentwicklung und in der Lebenswelt von Familien.
Was die MoMo-Studie außerdem zeigt
- Die motorische Leistungsfähigkeit stagniert seit 2003 auf niedrigem Niveau.
- Die Corona-Pandemie hat bestehende Ungleichheiten verschärft.
- Nur mit verlässlichen Daten und langfristiger Förderung lassen sich wirksame Maßnahmen gestalten.
Schule & Sportverein: Zentrale Handlungsfelder
Sportunterricht:
Erreicht zwar alle Kinder, aber oft unter schlechten Bedingungen. Es fehlt an qualifiziertem Personal, der Unterricht fällt häufig aus oder wird fachfremd erteilt. Drei Stunden Sport pro Woche sollten laut Kultusministerkonferenz Standard sein. In der Realität ist das selten der Fall.
Sport-AGs & Ganztagsschule:
Sportangebote an Schulen sind wichtige Zugänge zum Sport, insbesondere für ältere Kinder. Kooperationen mit Sportvereinen können helfen, Kontinuität zu schaffen. Wichtig: Qualitativ hochwertige Angebote und gezielte Programme für unterrepräsentierte Gruppen, wie z. B. Mädchen mit niedrigerem sozioökonomischen Status.
Sportvereine:
Eine kontinuierliche Mitgliedschaft fördert Gesundheit und motorische Entwicklung. Doch viele Kinder aus benachteiligten Verhältnissen sind in Vereinen unterrepräsentiert. Es braucht niederschwellige, gezielte Angebote, interkulturelle Ansprache und lokale Unterstützung.
Handlungsempfehlungen der MoMo-Studie
- Motorische Leistungsfähigkeit als zentrale Gesundheitsressource anerkennen
- Sport- und Bewegungsförderung systematisch finanzieren – in Kita, Schule, Freizeit und Kommune
- Infrastruktur verbessern: Bewegungsfreundliche Schulhöfe, sichere Wege, mehr Raum zum Spielen
- Sport- und Bewegungsangebote auch für vulnerable Zielgruppen – sozial benachteiligte Kinder, Mädchen, Jugendliche mit Migrationshintergrund
- Qualitätsoffensive für Sportlehrkräfte und Bewegungsfachkräfte
- Systematisches bundesweites Monitoring, um gezielt intervenieren zu können