Mein erster Bildungsurlaub, ein Selbstexperiment

Diese Woche hat mich auf verschiedenen Ebenen bereichert. Ich bekam Anregungen und Übungen, die meine Achtsamkeit schulen.

Mit 52 Jahren habe ich mich zu meinem ersten Bildungsurlaub angemeldet. Eigentlich weiß ich gar nicht so recht, was einen Bildungsurlaub genau ausmacht. Noch einmal extra etwas lernen? Das klingt anstrengend. Aber auch verlockend. Richtig nötig habe ich den nicht. Und kann ich einfach so eine Woche aus dem Betrieb raus? Ich muss den Bildungsurlaub auch noch selbst bezahlen. In dieser Hinsicht ist der Urlaub ja nicht geschenkt, doch die zusätzlichen freien Tage, sind es gewissermaßen schon. Trotzdem habe ich es einfach mal gemacht, einen Bildungsurlaub gebucht. Das Thema „Innere Ruhe und Achtsamkeit“ – klingt interessant und nützlich für meinen Alltag. Ich bin gespannt, auch auf den Referenten und die Gruppe, mit der ich das alles zusammen erleben werde.

Mein Arbeitgeber hat mich offiziell freigestellt und meine Familie ebenfalls, denn es ist ja sozusagen eine Dienstreise, nur schöner. Die Aussicht auf eine Woche Urlaub in einem Hotel am Meer, wo ich mich um nichts kümmern muss, beglückt mich regelrecht. Naja – und das mit der Bildung bekomme ich auch noch hin. Der Stundenplan des Bildungsurlaubes ist gut gefüllt. Aber morgens und abends habe ich frei, kann in die Sauna, an den Strand oder einfach mal wieder ein Buch lesen. Nur für mich. Bildungsurlaub – ich komme …

Bildungsurlaub 11.-15. Dez. 2023, Qigong am Strand, Hohwachter Bucht, Ostsee
Ausschnitt einer im Sitzen lesenden Person

Gemeinsam übten wir Qigong am Meer, ich hatte aber auch die Zeit, ein gutes Buch zu lesen.

Erfahrungsbericht zu meiner ersten Bildungsurlaubswoche

Da saßen wir nun, an einem Montagmittag im Dezember, 18 Menschen, mit unterschiedlichen Geschichten, im hellen lichtdurchfluteten Tagungsraum in einem Hotel in Hohwacht mit Blick auf die Ostsee. Der Referent des Bildungsurlaubs hieß Peter Holthausen. Er war von der ersten Sekunde an sympathisch, entspannt und humorvoll. Er strahlte das Thema „Innere Ruhe und Achtsamkeit“ geradezu – allein durch seine Gegenwart – aus. Einem Großteil der Teilnehmenden ging es wie mir, sie besuchten zum ersten Mal einen Bildungsurlaub und hatten keine Ahnung, was sie erwarten würde. Wie ich selbst, waren mehrere um die 50 Jahre oder älter, aber es gab auch jüngere Teilnehmer*innen. Peter versicherte uns, dass es viel Abwechslung geben würde.

Nach einem kleinen Vortrag und lebhaften Gespräch zum Begriff Achtsamkeit hatten wir auch schon die erste Praxiserfahrung und übten uns im Qigong. Die langsamen Bewegungen waren wirklich ungewohnt und ich fand es gar nicht einfach, obwohl die Bewegungen an sich leicht waren. Meine Gedanken schweiften immerzu ab. Zum Glück stand Peter vorn und übertrug einen Teil seiner Ruhe auf mich (und vermutlich auf den Rest der Gruppe), denn irgendwie gelang es mir dann am Ende doch, mich darauf einzulassen.

Anschließend wartete schon das Abendessen auf uns. Es war für jede*n etwas dabei, ansprechend und geschmackvoll. Gleich am ersten Abend habe ich wohl mehr gegessen, als mir guttat. Das merkte ich bei der anschließenden Entspannungseinheit, bei der ich einfach im Liegen eingeschlafen bin, zum Glück war ich nicht die Einzige.

Es war nicht nur der „Unterricht“, der diesen Bildungsurlaub ausmachte, sondern das Gesamtpaket.

Überraschungen, ruhige Momente und viele Begegnungen

Die Tage waren erholsam, es wechselten sich Sequenzen im Tagungsraum mit Einheiten am Strand ab. Das Programm wurde an das Wetter angepasst. An den regnerischen Tagen gab es Aufgaben in Kleingruppen, Vorträge und unterschiedlichste Meditationseinheiten. An den trockenen Tagen waren wir mehr am Strand. Die „Entdeckung der Langsamkeit“ kam mit den Wiederholungen, sowohl beim Meditieren als auch beim Qigong. Achtsames Gehen und die Herzmeditation wurden mir immer vertrauter. Ich fühlte mich so leicht, wenn wir nach dem Üben zurück zum Hotel gingen. Es war so ein angenehmes Dasein, aber ich merkte, wie sich mein Gewissen meldete, weil ich mir ja (während meiner Arbeitszeit) diese Entspannung gönnte, mich auch noch wohlfühlte! Mein persönliches Pflichtbewusstsein und dieses erholsame Urlaubsgefühl musste ich erst überein bringen. Ich lernte, es zu genießen und dies ohne „wenn und aber“ anzunehmen. Damit hatte ich wieder eine meiner achtsamen Erfahrungen.

Entgegen meiner Vorstellung war es nicht nur der „Unterricht“ als solches, der diesen Bildungsurlaub ausmachte, sondern das Gesamtpaket. Ich musste mich um nichts sorgen, es gab einen festgelegten Tagesablauf, bei dem ich mich nur um MICH kümmern sollte. Da war der fürstlich gedeckte Tisch, an den ich mich täglich setzen konnte, Peter, der Referent, der mich auf unterschiedliche Arten lehrte, Ruhe zu finden und den Moment achtsamer wahrzunehmen. Und da waren es auch die Pausenzeiten und Abende, in denen ich Zeit hatte, um noch einmal am Strand zu spazieren oder in die Sauna zu gehen. Kein Alltag, keine Arbeit, keine familiären Verpflichtungen. Und hätte ich mich doch irgendwann einmal einsam gefühlt, dann wusste ich, dass im Restaurant immer noch ein paar aus meiner Gruppe saßen, zu denen ich mich gesellen könnte. Aber das Bedürfnis hatte ich gar nicht.

Eine Bereicherung auf vielen Ebenen

Wir lernten uns innerhalb der Gruppe immer besser kennen. Wir erfuhren in Unterrichtsgesprächen von beruflichen Umständen, die den eigenen sehr ähnlich oder vollkommen anders sind. Und dass uns alle die gleiche Sehnsucht verbindet, Stress im Arbeits- und privaten Leben zu reduzieren. Die Vielfalt der Menschen mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen trug maßgeblich zu einem anregenden Austausch bei, der oft noch bei den Mahlzeiten fortgesetzt wurde, immer freundlich und wohlwollend.

Einem Großteil der Teilnehmenden ging es wie mir, sie besuchten zum ersten Mal einen Bildungsurlaub und hatten keine Ahnung, was sie erwarten würde.

Diese Woche hat mich auf verschiedenen Ebenen bereichert. Ich bekam Anregungen und Übungen, die meine Achtsamkeit schulen: Sowohl in beruflicher Hinsicht, um stressige Situationen besser zu meistern, als auch für den privaten Alltag, indem ich von jetzt an für meine achtsamen Momente sorgen möchte. Durch die persönlichen Erfahrungen vor Ort habe ich Neues über mich selbst gelernt. Das Setting bedeutete wirklich Erholung, denn die inhaltlichen Themen begleiteten mich wie ein roter Faden durch die Bildungswoche. Meine geschärfte Wahrnehmung auch außerhalb des Stundenplans war über die gesamte Zeit hinaus geweckt. Am Ende der Woche empfand ich es tatsächlich: eine innere Ruhe hatte mich erfasst. Ich hoffe, die Wirkung hält noch lange an.

Eines ist für mich ganz klar, im nächsten Jahr werde ich wieder einen Bildungsurlaub bei meinem Arbeitgeber beantragen. Dieses Privileg der Weiterbildung habe ich erst spät entdeckt und ich kann es nur allen empfehlen, es lohnt sich.

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